Ohne Übertreibung kann man Stefan Gabányi zu den deutschen Barkeeper-Legenden zählen. Als rechte Hand von Charles Schumann hat er sich einen Namen gemacht und mehrere Bücher über Whisk(e)y verfasst. Seit 2012 führt er die Bar Gabányi unweit der Münchner Theresienwiese – und schließt diese auch traditionell während dem Oktoberfest. Seit wenigen Wochen gibt es auch einen Whisky mit seinem Namen: Die Stefan Gabányi Edition der Scotch Malt Whisky Society.

Die Stefan Gabányi Edition
Über die Scotch Malt Whisky Society habt ihr auf unserem Blog schon in der Vergangenheit gelesen, daher müssen wir sie nicht mehr großartig vorstellen. Zur Auffrischung empfehlen wir den Bericht zum Old & Rare Christmas Tasting im Dezember 2018.
Die Kurzversion ist dennoch schnell erzählt: Der Club hat sich auf die Abfüllung von besonderen Fässern spezialisiert, die exklusiv für Mitglieder erhältlich sind oder in den Bars der Ambassadoren verkostet werden können.


In diesem Beitrag widmen wir uns aber einer speziellen Single Cask Abfüllung. Wenn von der Gabányi Edition die Rede ist, meinen wir das SMWS Fass Nr. 66.158 mit dem klingenden Namen Someone left a cigar in the boudoir, das von Stefan Gabányi ausgewählt wurde und exklusiv für
deutsche Society Mitglieder erhältlich ist. Der Whisky ist in die typische, grüne Flasche abgefüllt. Als Edition unterscheidet sich die Gestaltung des Etiketts aber etwas von der üblichen Range. Der Grundaufbau mit den wichtigsten Angaben und der farbigen Einordnung ins Geschmacksprofil ist
zwar gleich, jedoch musste der mittlere Teil mit dem typischen, sprechenden Namen und der Kurzbeschreibung weichen. Stattdessen fällt einem das Bild ins Auge, welche jede Beschreibung perfekt ersetzt. Darunter der Name Someone left a cigar in the boudoir und der Hinweis Selected by Stefan Gabányi, Exclusively for German Members. Insgesamt eine ansprechende Präsentation, ohne zu sehr vom bewährten Clubcharakter abzuweichen.


Was steckt eigentlich hinter den Nummern der SMWS Abfüllungen?
https://www.coffeewhiskyandmore.de/smws-codes/
Hier geht’s zur Erklärung der SMWS Codes.
“Der Gabányi” im Faktencheck
- SMWS Nr. 66.158
- 20 Jahre
- Single Malt Scotch Whisky
- Single Cask Abfüllung
- 51,1% Vol (Cask Strength)
- Preis: £ 95 / 0,7l (exklusiv für Mitglieder)

Tastingnotes
Der deutsche Ableger der Scotch Malt Whisky Society lud ausgewählte Blogger und Stadtmagazine eine Woche nach dem offiziellen Release in ein besonders elegantes Boudoir um den Whisky zu verkosten. In der Prestige Suite des Roomers Hotels in München hatten wir die Möglichkeit auch mit Stefan Gabányi persönlich zu sprechen und neben der Edition weitere Whiskys und eine kulinarische Grundlage zu genießen. Nach einem Willkommens-Dram (36.151) der es wirklich in sich hatte, kam endlich der Star des Abends ins Glas.
Nosing
Optisch liegt der Whisky schön goldgelb im Glas. Nemmt euch Zeit beim betrachten, denn der Someone left a cigar in the boudoir braucht viel Luft zum Atmen. Dabei begegnen sich Glas und Nase regelmäßig für den ersten Eindruck. Mit der Zeit offenbaren sich neben den Noten einer milden vanilligen Zigarre, Jod vom Torf und leichtem Rauch auch noch die Düfte einer spätsommerlichen Streuobstwiese zur Erntezeit.

Geschmack
Im Mund breitet sich der 20-jährige Whisky, den Stefan Gabányi für die Scotch Malt Whisky Society ausgewählt hat mit einer cremigen Textur aus. Brennen von alkoholischer Schärfe ist trotz der hohen Vol-% von immer noch 51,1% praktisch nicht vorhanden. Der Whisky ist relativ vielschichtig. Im Wechselspiel offenbaren sich leichte Beerennoten und helle Früchte, vor allem aber Streuobst und Pflaume. Süßer Honig und milde Vanille verdichten das abwechslungsreiche Bouquet. Alle Noten treten dabei sehr subtil auf und kein Aroma wird von anderen überdeckt. Dadurch wirkt der Whisky elegant abgestimmt wie ein sanftes Parfum und weckt Assoziationen zum Boudoir. Die Zigarre hingegen findet sich in einem milden, trockenen Rauch wieder. Er erinnert uns an die begleitenden Rauschschwaden eines wärmenden Lagerfeuers (und in der Outdoorjacke am Tag danach) – ein Stil, für den uns auch die Brennerei Laphroaig bekannt ist.
Durch Zugabe weniger Tropfen Wasser verliert der Rauch seine Zurückhaltung und überdeckt relativ schnell die fruchtigen Komponenten. Wenn man ihm dann noch ein bisschen mehr Zeit gibt, macht sich malzige Süße im Mund breit. Man staunt immer wieder, wie sich ein Whisky im Laufe des Tastings verändern kann wenn man sich drauf einlässt.
Abgang
Der Nachhall des Whiskys ist sehr lange. Geprägt von den fruchtig-süßen Tönen gepaart mit der trockenen Rauchigkeit freut man sich schon auf den nächsten Schluck.

Fazit zur Edition Gabányi
Der Someone left a cigar in the boudoir, welcher von Stefan Gabányi in einem Blind-Tasting mit zwei weiteren Fässern ausgewählt wurde, ist kein Whisky der besonders groß und stark daher kommt. Er hat erstaunlich wenig Ecken und Kanten, weshalb viele Menschen an ihm Gefallen finden könnten. Allerdings ist er durch sein rundes, subtiles Geschmacksprofil ein Whisky für den langen Genuss, ja sogar ein süffiges Erlebnis. Seinem eleganten Namen macht er jedenfalls alle Ehre.
Wir bedanken uns bei der Scotch Malt Whisky Society, der Agentur Alle Vögel fliegen hoch und natürlich Stefan Gabányi für die Einladung und das gesellige Tasting. Der Whisky ist ausschließlich über die SMWS für die ca. 900 deutschen Mitglieder erhältlich.
Langsam wird es Zeit über Weihnachten nachzudenken. Wie wäre es denn mit einer Mitgliedschaft in der Society? Hier bekommst du mehr Informationen zur Mitgliedschaft.

Danke für die Notes! Gestern erst mit dem Brand Ambassador aus Hannover über die SWMS Abfüllung geschrieben. Werde ich mir wohl besorgen, auch wenn ich dieser “Sekte 😉 ” noch immer etwas reserviert gegenüberstehe. Aber ich lass mich gerne belehren und schau mir die Clubmitgliedschaftsbedingungen genauer an. Und Hut ab vor Stefan Gabányi, genaus vor Charles Schumann!
Bitte bei “Laphroig” noch den Schreibfehler verbessern 😉 , wobei ich das wärmende Lagerfeuer jetzt nicht Laphroaig zuschreiben.
Hallo Stefan, danke für deinen Kommentar. Letztendlich ist es ein unabhängiger Abfüller im Clubstil. Kann man mögen, muss man aber nicht. Gerade in Hamburg waren die Tastingteilnehmer ja geteilter Meinung zu dieser Abfüllung. Ich finde persönliche Meinungen immer sehr spannend, egal in welche Richtung sie gehen. Danke auch für die Korrektur bzgl. des Brennereinamens, da ist uns wohl ein “a” verloren gegangen.
Schön zusammengefasst. Die Flasche interessiert mich definitiv. Die Räume in Edinburgh des Clubs sind toll und würde ich in UK leben wäre die Mitgliedschaft sicher eine super Invesitition. Ich schwanke noch, ob es Sinn macht, beizutreten, wenn ich im Prinzip “nur” die Flaschen beziehen kann.
Hallo Matthias. Danke für deinen Kommentar. Natürlich muss man sich immer überlegen, ob sich ein Club mit unabhängigen Abfüllungen lohnt, der pro Jahr nochmals Mitgliedsbeitrag kostet. Natürlich macht es mehr Sinn, wenn man die Mitgliedsbars in London/Edinburgh besuchen kann. Mein Tipp: probier doch die SMWS für ein Jahr aus und dann weißt du, ob es dir gefällt.